Globale Gesundheit

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Kaum ein Forschungsfeld hat eine so hohe gesellschaftliche Relevanz wie die Humanmedizin. Dies gilt weltweit, wobei sich die jeweiligen Herausforderungen und Voraussetzungen stark unterscheiden. Internationaler Austausch mit einem interdisziplinären Ansatz ist hier essenziell – nicht erst seit der Corona-Pandemie, die daran erinnert hat, welch massive Auswirkungen Krankheitserreger im Zuge der globalen Vernetzung zunehmend haben. Mit ihrem gemeinsamen Schwerpunktthema für das Jahr 2025, Global Health, widmen sich die Deutschen Wissenschafts- und Innovationshäuser (DWIH) diesem Themenfeld.

Global Health steht für einen interdisziplinären Ansatz zur Verbesserung der Gesundheit weltweit. Dabei werden Gesundheitsprobleme, die über Ländergrenzen hinausgehen, von Akteuren aus den Bereichen Politik, Wissenschaft und Gesellschaft gemeinsam adressiert. Neben der Bekämpfung von Infektionskrankheiten rücken zunehmend Themen wie chronische Erkrankungen, mentale Gesundheit, gesundheitliche Ungleichheiten und die Auswirkungen des Klimawandels auf die Gesundheit in den Fokus. Ziel ist es, nachhaltige Lösungen zu entwickeln, die die Gesundheitssysteme weltweit stärken und die Lebensqualität global fördern.

Eng damit verknüpft ist der „One Health“-Ansatz, ein integratives Konzept, das darauf zielt, die Gesundheit von Menschen, Tieren und Ökosystemen nachhaltig in Einklang zu bringen. Insbesondere neu auftretende Infektionskrankheiten entstehen an der Schnittstelle zwischen Mensch, Tier und Umwelt, 75 Prozent der neu auftretenden Krankheitsbilder in diesem Bereich sind zoonotischen Ursprungs. Das heißt, sie werden von Tieren auf Menschen übertragen.

Digitalisierung und neue Herausforderungen

Der digitale Wandel eröffnet enorme Chancen für die globale Gesundheit. Innovationen wie Telemedizin, Gesundheits-Apps und KI-gestützte Diagnostik verbessern den Zugang zu medizinischer Versorgung, insbesondere in abgelegenen Regionen. Gleichzeitig stellen Herausforderungen wie der Klimawandel, humanitäre Krisen und die wachsende Skepsis gegenüber wissenschaftlichen Erkenntnissen Risiken dar. Die Fragmentierung globaler Sozialsysteme und ungleiche Ressourcenverteilung können Fortschritte verlangsamen. Es bedarf einer koordinierten Zusammenarbeit, um globale Standards zu schaffen und nachhaltige Gesundheitssysteme aufzubauen.

Die Integration neuer Technologien ist entscheidend für die Zukunft von Global Health. Lösungen wie KI-gestützte Analysen und Wearables ermöglichen präzisere Diagnosen und personalisierte Medizin. Dabei sollte technologischer Fortschritt immer mit ethischen Standards und gesellschaftlicher Verantwortung einhergehen. Der Umgang mit Desinformation und Wissenschaftsskepsis sowie die Auseinandersetzung mit politischen Themen wie der Abtreibungsdebatte in den USA zeigen, wie eng Gesundheit mit politischen und sozialen Fragen verknüpft ist.

Die Herausforderungen im globalen Gesundheitsbereich kennen keine nationalen Grenzen, weshalb internationale Zusammenarbeit unerlässlich ist und die verschiedenen Interessensgruppen aus den Bereichen Medizin, Gesellschaft, Politik und Wirtschaft integrieren sollte. Beispielsweise erfordert der One-Health-Ansatz eine ganzheitliche Betrachtung der Interaktionen zwischen Mensch, Tier und Umwelt, um den globalen Bedrohungen wie Zoonosen und Pandemien zu begegnen. Die Deutschen Wissenschafts- und Innovationshäuser (DWIH) leisten einen wichtigen Beitrag dazu, die in Deutschland vorhandene Expertise in ihren Sitzländern sichtbar zu machen und damit in weltweite Kooperationen einzubringen. So können Wissenschaft, Wirtschaft und Politik gemeinsam zur Entwicklung und Weiterentwicklung technologischer Lösungen beitragen, die auch in die Gesundheitsversorgung integrierbar sind.
Prof. Dr.-Ing. Holger Hanselka, Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft

Deutschlands Einsatz für globale Gesundheit

Deutschland ist ein zentraler Akteur im Bereich der globalen Gesundheit. Mit Initiativen wie dem Global Health Hub Germany und der Unterstützung internationaler Akteure wie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) setzt sich Deutschland für eine stärkere Integration von Gesundheitsthemen in die globale Entwicklungszusammenarbeit ein. Deutsche Forschungsinstitute, Start-ups und Technologietreiber leisten innovative Beiträge, um globale Gesundheit voranzubringen und Ungleichheiten abzubauen.

Die Deutschen Wissenschafts- und Innovationshäuser (DWIH) fördern mit ihrem weltweiten Netzwerk den Dialog über globale Gesundheit. Sie unterstützen die Vernetzung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, Unternehmen und politischen Entscheidungsträgern, um interdisziplinäre Ansätze zu stärken. Dabei geht es auch darum, lokale Besonderheiten an den jeweiligen Standorten zu berücksichtigen und in einen globalen Austausch einzubringen. Gerade die Corona-Pandemie hat gezeigt, wie Länder weltweit von einem gegenseitigen Austausch von Erfahrungswissen profitieren können. Mit Veranstaltungen, Unterstützung für Forschungskooperationen und Wissensaustausch fördern die DWIH innovative Lösungen, die sowohl technologischen als auch sozialen Herausforderungen gerecht werden. So leisten sie einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Verbesserung der globalen Gesundheit.